Kooperationsvereinbarung zwischen Fraunhofer SIRIOS und dem Land Berlin unterzeichnet
v.l.n.r.: Polizeivizepräsident Marco Langner, Landesbranddirektor Dr. Karsten Homrighausen, Prof. Dr. Manfred Hauswirth (Sprecher SIRIOS und geschäftsführender Institutsleiter FOKUS) und Iris Spranger, Senatorin für Inneres und Sport. Paul Hahn / Fraunhofer FOKUS

Kooperationsvereinbarung zwischen Fraunhofer SIRIOS und dem Land Berlin unterzeichnet

Am 8. April haben das Land Berlin, vertreten durch Iris Spranger, Berliner Senatorin für Inneres und Sport, Polizeivizepräsident Marco Langner und Landesbranddirektor Dr. Karsten Homrighausen und das Fraunhofer SIRIOS, vertreten durch den SIRIOS-Sprecher Prof. Dr. Manfred Hauswirth, eine gemeinsame Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.

Öffentliche Verwaltung und Wissenschaft können dadurch noch enger kooperieren sowie neue Technologien gemeinsam entwickeln, testen und anwenden – für speziell auf Berlin zugeschnittene Sicherheitslagen.

Viele Sicherheitsaspekte ballen sich in der Bundeshauptstadt auf engstem Raum, wodurch Berlin optimale Bedingungen für Simulationen bietet. Die Kooperationsvereinbarung ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft der Sicherheit des Landes Berlin. Die Berliner Innensenatorin Iris Spranger erläutert: »Es ist mir wichtig, die Sicherheit der Menschen in unserer Stadt in ihrem gesamten Spektrum vorzudenken und zu planen – von der Großveranstaltung, über Gefahrenlagen bis hin zu Extremwetterereignissen. Wer macht was? Wann? Wie? Wer über diese Fragen erst im Einsatz nachdenkt, verschenkt wertvolle oder gar lebenswichtige Zeit. Wir greifen daher auf eigens entwickelte Bewältigungskonzepte, Erfahrungswerte Dritter, praktische sowie theoretische Übungen und vieles mehr zurück. Mit der nun geschlossenen Kooperationsvereinbarung gehen wir gemeinsam mit der Forschung einen weiteren Schritt in die Zukunft der Sicherheit in Berlin. Durch die Stärkung des Krisenmanagements, dahingehende Simulationen und Visualisierungen sowie intelligente Algorithmen zur Erhöhung der Entscheidungs- und Reaktionsgeschwindigkeit sollen Echtlagen berechenbarer und damit beherrschbarer werden – für die Sicherheit, für die Menschen, für Berlin.«

Prof. Dr. Manfred Hauswirth, Sprecher von Fraunhofer SIRIOS und geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer FOKUS, ergänzt: »Die öffentliche Sicherheit steht vor großen Herausforderungen, sei es durch klimabedingte Extremereignisse oder auch durch die allgemein angespannte Sicherheitslage. Durch die vielfältigen Abhängigkeiten zwischen Menschen, Technik und Infrastrukturen unserer hochvernetzten Gesellschaft können z.B. Störungen oder Anschläge schnell flächendeckende Auswirkungen entwickeln, beispielsweise auf die Versorgung mit Elektrizität, Internet, Telekommunikation, Wasser und Logistik. Für die Erforschung und Simulation dieser Abhängigkeiten bündelt Fraunhofer SIRIOS in Berlin die Kompetenzen der Fraunhofer-Institute EMI, FOKUS, IOSB und IVI. Die enge Zusammenarbeit mit Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben ist in unserer Arbeit für uns von besonderer Bedeutung, da wir mit einem sehr anwendungsorientierten Anspruch forschen. Mit der Kooperationsvereinbarung rücken Sicherheitsforschung und staatliche Sicherheitsbehörden auf Berliner Landesebene noch enger zusammen.«

Im Rahmen der Kooperation sollen regelmäßig gemeinsame Workshops und Konferenzen stattfinden, forschungsrelevante Daten ausgetauscht, aber auch direkte wissenschaftliche Begleitungen von Einsatzlagen erfolgen. Ziel ist es, diese analytisch zu durchdringen und daraus unter anderem eine Test- und Demonstrationsumgebung (Lab) für komplexe Sicherheitsszenarien zu entwickeln. Aktuelle Forschungsergebnisse sollen in Zukunft im Rahmen einer von Fraunhofer organisierten Veranstaltung unter Beteiligung der Sicherheitsbehörden vorgestellt werden. Die Kooperationsvereinbarung wurde für unbestimmte Zeit geschlossen, da die Maßnahmen der Sicherheitsbehörden auch mit künftigen Entwicklungen Schritt halten und dementsprechend fortwährend weiterentwickelt werden müssen.

SIRIOS
Philipp Plum / Fraunhofer FOKUS

SIRIOS-Beitrag auf der »Fachtagung Katastrophenvorsorge 2024«

Wie können komplexe Verläufe von Krisenszenarios vor dem eigentlichen Ernstfall zu Übungszwecken abgebildet und bewertet werden? 

Am Beispiel eines punktuellen Ausfalls von KRITIS-Strukturen und deren Auswirkungen auf einen ausgewählten Stadtteil sowie anhand einer sicherheitsrelevanten Situation bei einer Großveranstaltung zeigen SIRIOS-Forscherinnen und -Forscher am 23. April bei der »Fachtagung Katastrophenvorsorge« des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Berlin Perspektiven von computergestützten Simulationen im Katastrophenschutz auf.

Fünf Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer SIRIOS zeigen in der Session mit dem Titel »Der digitale Katastrophenzwilling für die Resilienz der Stadt: Was-wäre-wenn Szenarien mithilfe von Simulationen erlebbar machen« anhand von verschiedenen Best Practices, wie man einen digitalen Katastrophenzwilling für die Vorbereitung und das Management einer Großschadenslage nutzen kann. Dazu werden für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Simulationen eingespielt und erläutert. Die Zielgruppe des Konferenzbeitrags sind Krisenstäbe in Kommunen, Katastrophenschützer und BOS, sowie KRITIS-Betreibende.

Die »Fachtagung Katastrophenvorsorge« findet am 22. und 23. April 2024 in hybrider Form im Tagungswerk Berlin und online unter dem Motto »On the Edge? Katastrophenvorsorge in unsicheren Zeiten« statt. Seit 2016 richtet das DRK mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes diese Fachtagung in Deutschland aus. Ziel der Tagung ist es, den Expertinnen und Experten der nationalen Katastrophenvorsorge und der internationalen humanitären Katastrophenvorsorge eine Austauschplattform zu bieten. Der Kern der Veranstaltung liegt im Dialog zu aktuellen Themen, Herausforderungen und innovativen Ansätzen, um Synergien zwischen internationaler und nationaler Katastrophenvorsorge zu ermöglichen.


Weiterführende Links:

Neue Geschäftsführung für Fraunhofer SIRIOS

Seit 1. April 2024 leitet Niklas Reinhardt als Geschäftsführer das Fraunhofer SIRIOS und vertritt damit das Zentrum nach außen gegenüber Fördergebern, Medien und dem SIRIOS-Netzwerk. 

Nach zwei Jahren der Aufbauarbeit, in der er als Pressesprecher sowie zuletzt kommissarisch als Geschäftsführer tätig war, übernimmt er die Funktion als Nachfolger von Daniel Hiller, der das Zentrum Ende 2023 verlassen hat.

»Nach dem intensiven Aufbau von Kompetenzen und Technologien in der Ramp-up-Phase des Zentrums zielen wir nun darauf ab, unsere Lösungen in reale Anwendungsszenarien einzubringen und zu erproben«, so Reinhardt. »Darüber hinaus wollen wir die Erkenntnisse auch in einen größeren Kontext stellen und bauen dafür ein Transfer-Laboratorium auf, das weitere Szenarien demonstriert und den Austausch mit unseren Netzwerkpartnern stärkt.« Das Ziel von Fraunhofer SIRIOS ist es, als zentraler Knotenpunkt am Standort Berlin für Anwendungsforschung in der öffentlichen Sicherheit zu fungieren. Hier werden Forschungsbedarfe komplexer Krisenszenarien und ihre technischen Lösungen eruiert und interdisziplinäre Technologieentwicklung sowie deren Einsatz in die Praxis auf den Weg gebracht.

Prof. Dr. Manfred Hauswirth sitzt auf einer Bühne und spricht in ein Mikrofon
Laurin Schmid / bundesfoto

(Mit) Daten schützen

Keynote des SIRIOS-Sprechers auf der Festveranstaltung des Bundesamts für Strahlenschutz

Ist unsere Gesellschaft resilient gegenüber Krisen und Katastrophen? Beim StrahlenschutzGespräch des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) am 19. März im Auditorium Friedrichstraße in Berlin wurden Themen angesprochen, die erst seit kurzem wieder im Fokus der Öffentlichkeit liegen. »Kalter Krieg, Tschornobyl, Angriffskrieg auf die Ukraine: 50 Jahre Überwachung der Umweltradioaktivität in Deutschland« so das Thema der Veranstaltung mit hochkarätigen Gästen und Referierenden – darunter Dr. Inge Paulini, Präsidentin des BfS, Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, Sabine Lackner, Präsidentin des Technischen Hilfswerks (THW), sowie Leon Eckert, MdB und Beirat im Zukunftsforum Öffentliche Sicherheit.

In der Veranstaltungskeynote mit anschließender Diskussion stellte SIRIOS-Sprecher Prof. Dr. Manfred Hauswirth heraus, dass weder Bevölkerung noch Krisenmanagement wirklich vorhersagen können, was auf sie zukommt, wenn es zu Unfällen, Angriffen oder Naturkatastrophen kommt. »Datengestützte Simulatoren können aber helfen, komplexe Entwicklungen vorherzusagen und Planungs- und Handlungssicherheit herzustellen«, so Hauswirth. Nur: Dafür müssten die Systeme auch mit den nötigen Daten gefüttert werden und hier komme die Forschung leider nur langsamer voran als nötig. Die Klammer in »(Mit) Daten schützen« sei leider ein passender Titel. Für Fraunhofer SIRIOS heiße »datengestützt« daher auch, alle Praktiker, Anwender, Provider usw. zusammenbringen, um mit gemeinsamem Wissen und Daten den Weg vom Können zum Machen einzuschlagen.

SIRIOS-Geschäftsführung stellt sich neu auf 

Nach zweijähriger Aufbauphase geht Daniel Hiller zurück ans Fraunhofer EMI in Freiburg. Lenkungskreis dankt für seinen Einsatz.

Zum 31.12.2023 wird Geschäftsführer, Daniel Hiller, offiziell das von ihm mitgegründete Fraunhofer-Zentrum für die Sicherheit Sozio-Technischer Systeme (kurz: SIRIOS) verlassen. Nach zwei Jahren intensiver Aufbauarbeit, in der das Zentrum auf über 30 MitarbeiterInnen angewachsen ist und bereits wichtige Impulse für die Sicherheitsforschung setzen konnte, sprach ihm der SIRIOS-Lenkungskreis im Namen des gesamten Teams seinen Dank aus.

Mit dem offiziellen Start von Fraunhofer SIRIOS am 25. Mai 2022 wurden erstmals Kompetenzen verschiedener Fraunhofer-Institute im Bereich der Sicherheitsforschung einem Standort gebündelt, um mit neuen technologischen Lösungen die Sicherheit und Resilienz der Gesellschaft zu erhöhen. Mit einer Anschubfinanzierung durch Bund und Land Berlin und mit einem renommiert besetzten Beirat unter Leitung des Berliner Landesbranddirektor, Dr. Karsten Homrighausen, konnte SIRIOS unter Hillers Geschäftsführung vier initiale Pilotprojekte auf dem Weg bringen und eine Vielzahl an Kontakten in die Sicherheitsbranche knüpfen. So demonstrierte Fraunhofer SIRIOS bei seiner ersten Jahrestagung im Oktober im Beisein von rund 100 Gästen aus der öffentlichen Verwaltung und Sicherheitsorganisationen (BOS), kritischen Infrastrukturen (KRITIS) und Industrie sowie aus Forschung und Technologieentwicklung die Potenziale und Leistungsfähigkeit von gekoppelten Simulationen für das Krisenmanagement: Mit ihnen wird es möglich, die vielfältigen Abhängigkeiten zwischen Menschen, Technik und Infrastrukturen zu erfassen und die Auswirkungen von Schadenslagen, z.B. durch Unwetter, Industrieunfälle oder Terroranschläge, auf moderne hochvernetzte Gesellschaften zu analysieren.

»Wir leben in einer Zeit internationaler Krisen und auch in Deutschlande müssen wir mit einer sich verschärfenden Sicherheitslage leben«, so SIRIOS-Sprecher Hauswirth. »Umso mehr gilt Herrn Hiller unser großer Dank für seinen Einsatz. Das Ziel ist es nun, die Ergebnisse der Aufbauphase in konkrete Anwendungen zu überführen. Dafür bieten wir BOS, KRITIS-Betreibern, Industrie- und Technologieunternehmen ein gebündeltes Fraunhofer-Technologieangebot in den Bereichen Simulation, Lagebilder, Krisenkommunikation und Virtualisierung.«

Eindrücke der ersten Jahrestagung von Fraunhofer SIRIOS

Gebündelte Kraft für die Sicherheit in Deutschland

Fraunhofer SIRIOS präsentiert sich bei seiner ersten Jahrestagung als Technologie- und Innovationsplattform für die öffentliche Sicherheit 

Im zum Demolab umgestalteten Eventzentrum des Fraunhofer FOKUS in Berlin kamen am 19. Oktober rund 140 Gäste, Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Sicherheitsbehörden, Industrie, Verbänden und Forschung zusammen, um erste Ergebnisse des Fraunhofer SIRIOS zu diskutieren.

In drei Keynotes, die den Status und die Zukunft des Katastrophenmanagements aus den Perspektiven der Versicherungswirtschaft, des Katastrophenschutzes und der Forschung beleuchteten, wurde deutlich, wie wichtig es ist, vorbereitet zu sein. So zeigte Dr. Olaf Burghoff, Leiter Sachstatistik und Naturgefahrenmodellierung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV, anhand von Schadensauswertungen, dass Naturgefahren jeden treffen und massive Schäden nach sich ziehen können. Dr. Karsten Homrighausen, Landesbranddirektor der Berliner Feuerwehr und Vorsitzender des Beirats von Fraunhofer SIRIOS, erweiterte die Darstellung um die Sicht auf die konkreten Herausforderungen komplexer Krisen und die Chancen, die sich daraus für den Katastrophenschutz ergeben. Abschließend stellte SIRIOS-Sprecher und Leiter des Fraunhofer FOKUS, Prof. Dr. Manfred Hauswirth, deutlich die Wichtigkeit eines gemeinsamen Vorgehens heraus: »Durch die gebündelte Fraunhofer-Kompetenz agiert SIRIOS als zentrale Technologie- und Innovationsplattform der öffentlichen Sicherheit, d.h. als Enabler, Treiber und Entwickler von neuen Technologien, und kann als offener Verbund zudem frühzeitig auf die Bedarfe der Sicherheitsorganisationen reagieren.«

In den anschließenden interaktiven Demonstrationen zeigten Fraunhofer-Projektleitende, wie aktuelle Lösungsansätze aussehen. Dafür verwandelten sie den Veranstaltungssaal in ein Demolab und führten die Gäste durch ein Krisenszenario: Ein Unwetter mit hohen Niederschlagsmengen sorgt für den Ausfall eines Umspannwerks. Durch die Kopplung von komplexen Versorgungsinfrastrukturen in Simulationen (z.B. Strom-, Gas-, Kommunikationsnetze und Wasserversorgung) zeigten die SIRIOS-Forschenden mögliche Störungen und ihre kaskadierenden Auswirkungen. Die Einbindung aller Simulationsdaten in ein Lagebild für die Einsatzkräfteplanung ermöglichte Rückschlüsse, ob ein betroffenes Krankenhaus evakuiert werden sollte oder nicht. Was hier als Simulation mit einem fiktiven Szenario am Beispiel eines Stadtteils umgesetzt wurde, dient als technischer Startschuss und proof of concept, um die Technologien für die Praxis nutzbar zu machen.

Auch bei der Betrachtung von Großveranstaltungen und Menschenansammlungen, so zeigte die zweite Präsentation, kommt es zu »Kaskaden«: In Gefahrensituationen können in solchen Fällen – abhängig von den technischen, infrastrukturellen und baulichen Rahmenbedingungen – hohe Dynamiken und Unübersichtlichkeiten entstehen, die Vorhersagen nur mit technischer Simulation möglich machen. Am Beispiel des Hamburger Hafengeburtstags spielten die Simulationen verschiedene »Was wäre wenn«-Szenarien durch und zeigten, wie Besuchermassen sich verhalten bei Sperrungen wegen Bauarbeiten, bei Bühnenauftritten mit großem Zustrom von Fans und bei Warnungen wegen Gefahren. Die Umsetzung in einer VR-Umgebung in 2D und 3D ermöglichte dabei zusätzliche Einsichten z. B., um Sperrungen für sensible Zufahrtswege bestmöglich zu platzieren. Um das Vorgehen der agentenbasierten Simulation zu verdeutlichen, konnten Gäste abschließend in kleinen Gruppen an einer Live-Demo teilnehmen: Mittels intelligenter Videotechnologie wurden sie automatisch als abstrakte »Avatare« (sogenannte Agenten) erfasst. Auf Basis angenommener Verhaltensparameter konnten die Teilnehmenden in einem zweiten Schritt ihre eigenen Agenten bei der simulierten Flucht vor einer fiktiven Gefahr beobachten.

Die Teilnehmenden der abschließenden Diskussion, Mona Teresa Trenkner (CAE GmbH), Annika Berg (EnBW Energie Baden-Württemberg AG), Christoph R. Kämpf (Polizei Berlin) und Prof. Dr. Lars Gerhold (TU Braunschweig), lobten das Potenzial der präsentierten Arbeiten, hoben aber auch die Notwendigkeit hervor, dass diese neuen Technologien in vorhandene Systemlandschaften integrierbar sein müssen, um wirklich in der Praxis anzukommen.

Das zentrale Ziel des Anfang 2022 in Betrieb genommenen Fraunhofer SIRIOS ist es, Kompetenzen im Bereich der Sicherheitsforschung zu bündeln und gemeinsam mit Sicherheitsbehörden (BOS), Betreiber kritischer Infrastrukturen (KRITIS) und Industrie in die Praxis zu überführen.

SIRIOS-Besuch BFRA
SIRIOS-Forscherin zu Gast in der BFRA Fraunhofer SIRIOS

Simulation erzeugt Stress

SIRIOS zu Gast in der Berliner Feuerwehr- und Rettungsdienst-Akademie 

Wie können Simulationen die Ausbildung von Einsatzkräften und Führungspersonal bei Sicherheitsbehörden unterstützen? Um die neuen Simulationen von SIRIOS an den Bedarfen der Anwender zu orientieren und Anknüpfungspunkte zu vorhandenen Technologien kennenzulernen, stehen die SIRIOS-ForscherInnen in einem engen Austausch mit den Praktikern der Feuerwehr und Polizei. Nach einer Besichtigung des Simulations-Zentrums des Referats Rettungs- und Notfallmedizin der Berliner Feuerwehr und Rettungsdienst Akademie am 6. März, bei dem die SIRIOS-Mitarbeitenden Einblicke in die Anwendung von Simulationstechnik in Schulungen im Bereich Rettungs- und Notfallmedizin erhielten, folgte am Donnerstag, 14.9 eine Präsentation des Simulations- und Trainingszentrums des Lehrbereiches Führung und Leitung.

Simulationen sollen die Auszubildenden hier vor allem in komplexe Situationen führen, die selbstständige Entscheidungen, sofortiges Handeln und Koordination erzwingen. In bis zu 45minütigen Szenarien – z.B. ein Großbrand in der Berliner Innenstadt – müssen sie als Einsatzleiter in der virtuellen Umgebung unter maximalen Stress agieren. Nur so können reale Einsätze bestmöglich geübt werden. Doch was wäre, wenn... zum Beispiel die Lage unerwartet kaskadiert oder die virtuellen Passanten auf einmal frei reagieren könnten? Hier stößt die Welt der Simulation noch an Grenzen und bot Anknüpfungspunkte für Diskussionen zu den Arbeiten von SIRIOS.

Bereits in einem Workshop mit der Berliner Feuerwehr bei Fraunhofer SIRIOS am 29.8. unter Teilnahme des Referatsleiters Führung und Einsatz, Udo Walbrodt, des Lehrbereichsleiters Führung und Leitung, Constantin Ahrens, sowie Michél Süßmilch vom Fachbereich Rettungs- und Notfallmedizin wurden Möglichkeiten und Grenzen der Simulation ausgelotet. Zwar bleibe ohne technische Unterstützung vieles bloße Theorie, doch nicht alles, was heute technisch geht, müsse in der Ausbildung auch verwendet werden. »Technik darf nie um der Technik Willen eingesetzt werden«, so Ahrens ganz im Sinne der Anwendungsforschung von Fraunhofer SIRIOS. Eine geplante Teilnahme einzelner SIRIOS-Forschenden bei Stabsübungen der Berliner Feuerwehr ist daher ein weiterer Schritt zum Transfer von Technologie in die Praxis. 

SIRIOS-Messkampagne Brass Wiesn
BesucherInnen des Brass Wiesn 2023 Festivals Fraunhofer IOSB

»Brass Wiesn 2023«: SIRIOS-Messkampagne für sicherere Großveranstaltungen

Wissenschaftler von Fraunhofer SIRIOS führten vom 03. bis 06. August mit den Veranstaltern des »Brass Wiesn 2023 Festivals« eine umfangreiche Messkampagne durch. Die Ergebnisse des Projekts unterstützen die Simulation und Sicherheitsplanung von Großveranstaltungen.  

Optimale Sicherheit bei Großveranstaltungen ist eines der Ziele des Fraunhofer-Zentrums für die Sicherheit Sozio-Technischer Systeme SIRIOS. Große Menschenmengen brauchen bedarfsgerecht gestaltete Bewegungsräume und ausreichend dimensionierte Fluchtwege. Nötig sind dafür sorgsame Planung im Vorfeld und Steuerungsmöglichkeiten für Menschenströme während des Ereignisses. Im Rahmen von SIRIOS werden deshalb Tools wie zum Beispiel Software zur automatisierten Videoauswertung (weiter-)entwickelt. Die Technologien unterstützen detaillierte Simulationen sowie das Crowd Monitoring für die Echtzeitbeobachtung von Großveranstaltungen und für die Lagedarstellung. Damit können zum Beispiel Staus und überbesetzte Bereiche frühzeitig erkannt, Gegenmaßnahmen ergriffen und Einsatzkräften ein umfassendes Lagebild vermittelt werden.

Für diesen Entwicklungsprozess ist es wichtig, automatisiert erfasste bzw. simulierte Daten mit der Realität einer echten Großveranstaltung abgleichen zu können. Deshalb führen SIRIOS-Wissenschaftler Anfang August eine umfangreiche Messkampagne durch. Das Fraunhofer-Zentrum kooperiert dafür mit den Veranstaltern des Brass Wiesn 2023 Festivals im bayerischen Eching, wo über 80 Bands und Kapellen an vier Tagen auf fünf Bühnen für 15.000 Besucherinnen und Besucher spielen.

Die Zusammenarbeit mit der Veranstaltungsbranche wird es ermöglichen, die sensorgestützte Erfassung der Dichte und Bewegung der Menschenmenge weiter zu verbessern und Datenmaterial für KI-gestützte Prognosen und Simulationen zu generieren. Letztlich können so die oben genannten Tools optimiert und künftige Großveranstaltungen sicherer gemacht werden.


Weiterführende Links:
KRITIS_Workshop_SIRIOS
Gäste und Forschende beim KRITIS-Workshop Fraunhofer FOKUS

Der systemische Blick auf Sicherheit & Resilienz 

Gäste aus KRITIS und Verwaltung diskutierten mit Forschenden bei Fraunhofer SIRIOS über domänenübergreifendes Krisenmanagement

In regelmäßigen Fachworkshops fördert Fraunhofer SIRIOS den Austausch zwischen Anwendern, Verwaltung und WissenschaftlerInnen. So auch am 19. Januar mit rund 20 TeilnehmerInnen aus kritischen Infrastrukturen (KRITIS), darunter Elektrizität und Netze, Wasserversorgung, Mobilität, Telekommunikation, Rettungswesen bzw. Krankenhaus sowie pharmazeutische Industrie, als auch Vertreterinnen der Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport. Neben der fachlichen Vernetzung zwischen Forschung und den Gästen entstand dabei auch ein produktiver Austausch zwischen den KRITIS-Domänen selbst und es konnten übergreifende Problemlagen und Fragestellungen aufgezeigt werden, mit denen alle Sicherheitsverantwortliche umzugehen haben. 

So wurde zum Beispiel das Thema Kommunikation als ein zentrales Thema identifiziert. Störung oder gar Ausfall der Kommunikationsinfrastrukturen treffen alle Domänen hart und wurden entsprechend als hochrelevant eingeschätzt. Aber das Thema Kommunikation reicht weiter und über die technische und innerorganisatorische Dimension hinaus. So stellt gerade das Zusammenspiel zwischen den Domänen im Kontext des Krisenmanagements eine zentrale Herausforderung dar. Da die Vernetzung auf der persönlichen Ebene oftmals der organisatorischen, fachlichen und technischen Zusammenarbeit vorweggeht, will Fraunhofer SIRIOS als neutrale und anbieterunabhängige Plattform in Zukunft weitere Workshops organisieren und damit allen Netzwerk-PartnerInnen den Rahmen für weitere Gespräche und Brainstorming bieten. 

SIRIOS-Beiratmitglieder
Nach der Sitzung anwesende Beiratsmitglieder (v.l.n.r.): Klaus Zuch (Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport), Nadine Nagel (IT- und Cybersicherheitsexpertin), Bernd Lietzau, (Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung), Dr. Gitta Vischer (GASAG AG), Dr. Karsten Homrighausen (Feuerwehr Berlin), Sabine ten Hagen-Knauer (Bundesministerium für Bildung und Forschung) Fraunhofer FOKUS

Konstituierende Sitzung des Beirats

Vorsitzender wird Dr. Karsten Homrighausen

Am 24. November 2022 konstituierte sich der Beirat von Fraunhofer SIRIOS. Am Berliner Fraunhofer FOKUS und per Videokonferenz trafen die Mitglieder des Beirats erstmals zusammen, um unter Teilnahme des SIRIOS-Lenkungskreises und -Geschäftsführung über die strategische Ausrichtung des neuen Fraunhofer-Zentrums zu diskutieren. Zum Vorsitzenden des Beirats wurde einstimmig Dr. Karsten Homrighausen, Landesbranddirektor der Berliner Feuerwehr gewählt. Seine Vertreterin ist Dr. Gitta Vischer, Bereichsleiterin Unternehmensentwicklung der GASAG AG.

»Der Vorsitz und stellvertretende Vorsitz durch Personen aus einer Sicherheitsbehörde und aus einem KRITIS-Unternehmen repräsentieren im besten Sinne die Forschungsschwerpunkte von Fraunhofer SIRIOS. Die Leitung des Zentrums und seine mittlerweile rund 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können sich auf eine fachkundige und engagierte Zusammenarbeit freuen«, so Prof. Dr. Manfred Hauswirth, SIRIOS-Sprecher und geschäftsführender Leiter des Fraunhofer-Instituts FOKUS.

Der Beirat umfasst insgesamt zehn Mitglieder – paritätisch besetzt mit fünf Frauen und fünf Männern – aus Politik und Gesellschaft, Forschung und Wissenschaft, Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS), Betreibern kritischer Infrastrukturen (KRITIS) sowie der Sicherheitswirtschaft. Die Mitglieder erhalten ihr Mandat jeweils für zwei Jahre, um das neugegründete Forschungszentrum zu beraten und den Austausch zwischen Forschung und Bedarfsträgern zu stärken. »Gerade in der Startphase des Zentrums ist diese heterogene Zusammensetzung des strategischen Beirats von unschätzbarem Wert, um für die interdisziplinären Schnittstellen in SIRIOS eine ideale Begleitung zu haben«, unterstrich der SIRIOS-Geschäftsführer Daniel Hiller. Der Beirat tritt mindestens einmal im Jahr in Anwesenheit der Geschäftsstelle des Fraunhofer SIRIOS sowie des Lenkungskreises – bestehend aus den Leitern der vier beteiligten Fraunhofer-Institute EMI, FOKUS, IOSB und IVI – zusammen.

Beiratsmitglieder:

  • Mathias Bessel, Landesfeuerwehrverband Sachsen
  • Sabine ten Hagen-Knauer, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
  • Dr. Karsten Homrighausen, Feuerwehr Berlin (Vorsitz)
  • Dr. Angelika Kneidl, accu:rate GmbH – Institute for Crowd Simulation
  • Andreas Könen, Bundesministerium des Innern und für Heimat
  • Bernd Lietzau, Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung
  • Nadine Nagel, IT- und Cybersicherheitsexpertin
  • Dr. Anke Schröder, Landeskriminalamt Niedersachsen
  • Dr.-Ing. Gitta Vischer, GASAG AG (Stellvertretender Vorsitz)
  • Klaus Zuch, Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport

Weiterführende Links:
Workshop Veranstaltungssicherheit
SIRIOS-Workshop mit dem BVVS Fraunhofer SIRIOS

Sicherheit für Großveranstaltungen

Experten für Veranstaltungssicherheit besuchen Fraunhofer SIRIOS

Die Vorbereitung, Prävention und der Schutz von sicherheitskritischen Ereignissen wie Großveranstaltungen ist eine der großen Pilotthemen, mit denen sich das Fraunhofer SIRIOS bei der Entwicklung neuer Simulationen beschäftigt. Um einen Überblick über reale Abläufe und Herausforderungen zu bekommen, veranstalteten die Mitarbeitenden am 09. November gemeinsam mit dem Vorstand des Bundesverbandes für Veranstaltungssicherheit (BVVS) einen Workshop. Ziel war es zunächst, Akteure, Infrastrukturen und Technologien sowie Prozesse und Verantwortlichkeiten zu identifizieren.

Anhand einer Präsentation des BVVS zu den Sicherheitsvorkehrungen und -herausforderungen einer mehrtägigen Großveranstaltung in Hessen (Hessentag 2016) mit rund einer Million Besuchern wurde der fachliche Aufwand und die thematische Bandbreite der Veranstaltungssicherheit deutlich. Da entsprechend jede Veranstaltung individuell bewertet werden müsse und verbindliche Standards für Sicherheitskonzepte nicht existent seien, könnten Simulationen wichtige Zusatzerkenntnisse liefern und die Sicherheitsplanung von Veranstaltungen zu vereinfachen, so der BVVS. In einer anschließenden Brainstorming-Session wurden bereits einige Eckdaten und Faktoren für die geplanten Arbeiten in SIRIOS erfasst, allerdings nur als ein initialer Startpunkt für eine weitere fachliche Vertiefung, die im kommenden Jahr weiter angeschoben werden soll.

Dieses Bild hat keinen alternativen Text.
Mitarbeiter von Fraunhofer SIRIOS im Telekom-Showroom Fraunhofer SIRIOS

Kommunikation unter Extrembedingungen

Einblicke in den Showroom der Telekom

Im sicheren Telekomgebäude und doch mitten im Krisenszenario: Die Telekom, Europas größtes Telekommunikationsunternehmen, bot am 12. Oktober einem Team von Fraunhofer SIRIOS besondere Einblicke in ihren erst vor wenigen Monaten eröffneten Showroom. Digitale Kommunikation in Katastrophensituationen, ad hoc Netzwerke und automatisierte Erfassung von Lageinformation über Dronen – dies sind nur einigen der Themen, die im nicht-öffentlichen Showroom präsentiert wurden. Dabei wurden die Gäste von Fraunhofer SIRIOS über Licht-, Sound- und Videosequenzen mitten in die Krisensituationen hineinversetzt. Andreas Bostan von der Deutschen Telekom Business Solutions GmbH, der mit seinen KollegInnen den Showroom umgesetzt hat: »Das Ziel ist es, unseren Gästen nicht nur Verständnis, sondern auch Awareness von der Relevanz neuer Entwicklungen im Bereich Öffentlichen Sicherheit und Resilienz zu vermitteln.« Ein Anliegen, dem auch Fraunhofer SIRIOS sich verpflichtet fühlt. Entsprechend intensive Diskussionen folgten in Verbindung mit einer Gegeneinladung, um bereits in vielen verschiedenen Bereichen bestehende Kontakte zwischen Telekom und Fraunhofer weiter zu intensivieren.

Dieses Bild hat keinen alternativen Text.
Fraunhofer SIRIOS beim BayZBE Fraunhofer FOKUS

Katastrophe auf Knopfdruck

Fraunhofer SIRIOS zu Gast im BayZBE

Ob Terroranschlag, Naturkatastrophe oder Großunfall – im BayZBE (Bayerische Zentrum für besondere Einsatzlagen) können Rettungskräfte unterschiedlichste Gefahrensituation am eigenen Leib erleben und trainieren. In realitätsnahen Umgebungen (z.B. Klassenzimmer) werden sie mittels Licht-, Video-, Sound-Effekten auf Knopfdruck in Stresssituationen versetzt, die sonst bloße Theorie blieben. Am 27. September haben SIRIOS-Mitarbeitende das Zentrum besucht und über Schnittstellen und Anknüpfungspunkte diskutiert.

»Unsere Simulationen sollen die Arbeit der Rettungskräfte konkret unterstützen«, erklärt Daniel Hiller, SIRIOS-Geschäftsführer. Das BayZBE könne hierfür ein wichtiges Bindeglied zu den Rettungsorganisationen sein. Dabei biete gerade die Forschung, den oftmals nötigen Blick in die Zukunft. Hiller: »Keiner hätte vor fünf Jahren schon in dem Ausmaß mit Energieengpässe und Versorgungsausfällen gerechnet. In SIRIOS können wir heute noch undenkbare was-wäre-wenn-Szenarien simulieren, die dann das BayZBE zum Beispiel in Trainings konkret vorbereitet.« Andersherum könnten die Schulungen des BayZBE wichtige Erkenntnisse zum Beispiel über das Verhalten bei Paniksituationen liefern, die in die Simulations-Modelle einfließen.

Am Ende des intensiven Austausches stand sowohl für das Team des BayZBE sowie für die KollegInnen von SIRIOS fest, dass man bei einem Anschlusstermin schon über konkrete Projekte sprechen wird. Denn Anknüpfungspunkte gibt es genug!

SIRIOS-Workshop
Workshop bei Fraunhofer SIRIOS Fraunhofer FOKUS

AnwenderInnen-orientierte Forschung

Berliner Innensenat, Berliner Feuerwehr und Polizei Berlin zu Gast

Unter aktiver Teilnahme von rund 40 Mitarbeitenden und externen Gästen des Berliner Innensenats, der Berliner Feuerwehr und der Polizei Berlin hat Fraunhofer SIRIOS am 15.9. eine Reihe von Workshops und Austauschformaten gestartet, zunächst mit einem Workshop mit AnwenderInnen aus BOS (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben). Ziel ist es, die Sichtweisen der Behörden, Organisationen und Unternehmen, deren Vorgehensweisen und Bedarfe »by design«, d.h. von Anfang an, in den wissenschaftlichen Entwicklungsprozess zu integrieren, um den Fraunhofer-Anspruch an anwendungsorientierter Forschung gerecht zu werden.

Simulationen muss aussagekräftig und konkret sein!

In mehreren Brainstorming-Runden wurden dafür die spezifischen Schwerpunkte (z.B. Infrastruktur, Prozesse und Akteure) im Ablauf einer Krisenlage identifiziert, bewertet und geclustert. In abschließenden Diskussionen wurden die Ergebnisse mit den Möglichkeiten der Simulation gematcht und diskutiert. Dabei betonten die Teilnehmenden aus der Praxis ihre Erwartungshaltung: »Simulationen müssen stimmen, d.h. aussagekräftig und konkret sein, damit wir auf ihnen basierend Entscheidungen fällen können.« Weitere Workshops zu den Themen Event-Sicherheit und KRITIS sind bereits in Planung. 

Eröffnung Fraunhofer SIRIOS
Von rechts: Fraunhofer-Präsident Prof. Dr. Reimund Neugebauer, Berlins Innensenatorin Iris Spranger, Abteilungsleiter beim BMBF Prof. Dr. Ina Schieferdecker, SIRIOS-Sprecher und Leiter des Fraunhofer FOKUS Prof. Dr. Manfred Hauswirth, SIRIOS-Geschäftsführer Daniel Hiller Paul Hahn / Fraunhofer FOKUS

Fraunhofer SIRIOS feierlich eröffnet

Im Beisein von rund 100 Gästen und hochrangigen Vertretern aus Politik, Sicherheitsbehörden, Industrie und Forschung wurde am Mittwoch, 25. Mai 2022, das neugegründete Fraunhofer-Zentrum für die Sicherheit Sozio-Technischer Systeme SIRIOS offiziell im Berliner FUTURIUM eröffnet.

Ob Hochwasserkatastrophe, Terroranschläge oder die Auswirkungen von Kriminalität und internationalen Krisen - Sicherheit ist mehr denn je eine der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Dabei sind die vielfältigen Abhängigkeiten zwischen Menschen, Technik und Infrastrukturen in modernen hochvernetzten Gesellschaften – den sozio-technischen Systemen – extrem komplex und bislang für Fragen der öffentlichen Sicherheit noch nicht hinreichend analysiert. Mit der Eröffnung des neuen Fraunhofer SIRIOS wurde daher am vergangenen Mittwoch der Startschuss für einen weiteren Meilenstein in der deutschen Sicherheitsforschung gegeben: Ziel des Zentrums ist es, im Rahmen einer institutsübergreifenden Kooperation der vier Fraunhofer-Institute EMI, FOKUS, IOSB und IVI komplexe Krisen wie eine Sturzflut oder einen Terroranschlag umfassend virtuell abzubilden.

In den Grußworten der Berliner Innensenatorin, Iris Spranger, der Abteilungsleiterin »Forschung für technologische Souveränität und Innovationen« im BMBF, Prof Dr. Ina Schieferdecker, sowie dem Fraunhofer-Präsidenten, Prof. Dr. Reimund Neugebauer, wurde die aktuelle Relevanz der öffentlichen Sicherheit und die wichtige Rolle der exzellenten Sicherheitsforschung hervorgehoben. Die Berliner Innensenatorin, Iris Spranger sagte: »In den letzten Jahren haben sich sowohl die Berliner Feuerwehr, als auch die Polizei Berlin sowie die Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport an zahlreichen Forschungsprojekten beteiligt. Berlin ist Innovations- und Forschungsmetropole, auch im Bereich Sicherheitsforschung. Deshalb freut es mich außerordentlich, dass das neue Fraunhofer-Zentrum hier in Berlin eröffnet und arbeiten wird. Die Sicherheitslandschaft Berlins wird wesentlich von ihrer Arbeit profitieren und wir freuen uns auf einen regen Austausch.« Die BMBF-Abteilungsleiterin Prof. Dr. Schieferdecker erklärte: »SIRIOS wird mit der Entwicklung zukunftsfähiger Sicherheitslösungen als wichtiger Katalysator bei der Prävention und Bewältigung von komplexen Krisenszenarien sowie als Multiplikator, der diese Lösungen in die Fachszene der zivilen Sicherheitsforschung trägt, wirken.« Fraunhofer-Präsident, Prof. Dr. Reimund Neugebauer wies schließlich darauf hin, dass guter Zivilschutz zwar meistens unsichtbar sei, aber gleichzeitig eine Grundbedingung für den Wohlstand und die Entfaltung eines friedlichen, demokratischen Gemeinwesens. Mit der gebündelten Kompetenz von vier Instituten verfolge das neue Fraunhofer-Zentrum daher eine wichtige Mission.

In der Vorstellung des neuen Zentrums durch den SIRIOS-Sprecher und Leiter des Fraunhofer FOKUS, Prof. Dr. Manfred Hauswirth und der anschließenden Dialogrunde mit dem Berliner Landesbranddirektor, Dr. Karsten Homrighausen, dem Leiter des THW-Leitungsstabs, Klaus-Dieter Büttgen, dem Stabsleiter integrierte Sicherheit der BEN Berlin Energie- und Netzholding GmbH, Stephan Boy, wurden Chancen und Herausforderungen, Bedarfe aber auch Erwartungen an das Fraunhofer SIRIOS ausgetauscht und diskutiert. Eine offene Diskussion, die man auch nach der Veranstaltung weiterführen werde, so der SIRIOS-Sprecher Prof. Dr. Manfred Hauswirth. »Im Rahmen eines Transfer-Netzwerks werden wir unsere Partnerinnen und Partner aus Behörden, Industrie, Forschung und Politik von Anfang an in die Forschung einbinden.«

Neues Fraunhofer-Zentrum SIRIOS in Berlin nimmt Betrieb auf

Mehr öffentliche Sicherheit mit Simulationen urbaner Infrastrukturen

Pressemitteilung, 25. Januar 2022 (aktualisiert 23. Mai 2022) – Im Januar 2022 nahm das neugegründete Fraunhofer-Zentrum für die Sicherheit Sozio-Technischer Systeme SIRIOS in Berlin seinen Betrieb auf. In übergreifenden Forschungs- und Entwicklungsprojekten bündelt es die Kompetenzen von vier Fraunhofer-Instituten. Ziel ist es, in den nächsten vier Jahren eine Forschungs-, Test- und Trainingsumgebung für Sicherheitsbehörden, Rettungskräfte und Betreiber kritischer Infrastruktur aufzubauen. Dort können komplexe Sicherheitsszenarien simuliert, virtuell erfahren und real erprobt werden. Auch eine direkte Partizipation von Bürgerinnen und Bürger soll ermöglicht werden, um z. B. subjektives Sicherheitsempfinden zu erfassen.


Die öffentliche Sicherheit steht vor großen Herausforderungen, sei es durch klimabedingte Extremereignisse, Industrieunfälle, Terroranschläge oder Ausschreitungen bei Großveranstaltungen. Hinzu kommen die vielfältigen Abhängigkeiten zwischen Menschen, Technik und Infrastrukturen moderner hochvernetzter Gesellschaften, welche die Gewährleistung öffentlicher Sicherheit komplex und nur schwer beherrschbar machen. Störungen innerhalb solcher sozio-technischer Systeme können schwerwiegende flächendeckende Auswirkungen haben, beispielsweise auf die Versorgung mit Elektrizität, Internet, Telekommunikation, Wasser und Logistik. Mit neuen, umfassenden Simulationssystemen erforschen die Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer SIRIOS diese Abhängigkeiten, um im Ernstfall bestmöglich vorbereitet zu sein.

»Die Öffentliche Sicherheit ist eine wesentliche Säule unserer Gesellschaft. Diese hängt jedoch nicht nur davon ab, angemessen zu reagieren, sondern vor allem auch davon, Unvorstellbares und Unerwartetes vorauszudenken und so rechtzeitig Strategien zu Sicherheit und Resilienz zu entwickeln. Das neue Fraunhofer-Zentrum für die Sicherheit Sozio-Technischer Systeme SIRIOS wird diese Herausforderung mit wissenschaftlicher Exzellenz adressieren und neue Lösungen und Ansätze entwickeln, um die Resilienz Deutschlands nachhaltig zu stärken«, sagt Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. »Gemeinsam mit unserem Netzwerk aus Behörden, Industrie, Wissenschaft und Politik stellen wir zudem sicher, dass die Ergebnisse der Forschung schnellstmöglich, unter Wahrung der Persönlichkeitsrechte und zum Vorteil der Gesellschaft Eingang in die Praxis finden, um das Wohl und die Sicherheit aller zu gewährleisten und auszubauen.« In den nächsten Jahren entstehen so Trainings- und Simulationsmöglichkeiten, in denen Sicherheitsbehörden und Rettungskräfte, aber auch Industrie- und Forschungspartner praxisnahe Einsätze in virtueller Realität durchführen und neue oder bereits vorhandene Systeme für die Einsatzunterstützung und Lagevisualisierung testen und weiterentwickeln können.

Ein wachsendes Team aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Fraunhofer-Instituts für Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut EMI, des Fraunhofer-Instituts für Offene Kommunikationssysteme FOKUS, des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB sowie des Fraunhofer-Instituts für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI arbeitet während der Aufbauphase bis 2026 in gemeinsamen und institutsübergreifenden Forschungs- und Entwicklungsprojekten unter dem Dach des Fraunhofer SIRIOS am Standort Berlin.

Im Fokus stehen zunächst zwei besondere Bedrohungsszenarien: die Auswirkungen eines extremen Wetterereignisses in einer Großstadt sowie eine durch Menschen verursachte Schadenslage bei einer Großveranstaltung. »Gefahrenlagen wie diese sind traurige Realität und werden uns wohl auch in Zukunft treffen. Deswegen ist es so wichtig, das Zusammenwirken von Technik, Infrastruktur, Einsatzkräften und Bevölkerung noch besser zu erforschen und die Erkenntnisse auch auf andere oder neue Bedrohungen zu übertragen«, so Daniel Hiller, Geschäftsführer des Fraunhofer SIRIOS. Die Schwerpunkte liegen entsprechend in der Simulation von Schäden in Gebäuden, Versorgungsnetzen und Infrastrukturen wie der Stromversorgung sowie den daraus folgenden Störungen, beispielsweise durch Ausfall des Internets, der Telekommunikation oder der Logistikketten. Auch das Verhalten von Menschenmengen und die Einbindung von Helfenden soll simuliert werden, um unter anderem auf Paniksituationen während einer Veranstaltung besser reagieren zu können.

Bis 2026 erhält das neue Fraunhofer-Zentrum eine Anschubfinanzierung durch das Land Berlin und den Bund und soll sich danach verstetigen. Die Geschäftsstelle des Fraunhofer SIRIOS ist am Fraunhofer FOKUS in Berlin angesiedelt. Als Sprecher des Zentrums vertritt Prof. Manfred Hauswirth, Leiter des Fraunhofer FOKUS, das Zentrum.


Weiterführende Links: